Made in Arnhem
Warum deutsche Bräute in die Niederlande fahren
Von: Christiane Lachner
Artikel aus Die Borken Zeitung
Datum: 10. Januar 2007
Sieht man sich die vielen Filme und Fernsehserien mit gemeinen „Bridezillas“ an, könnte man fast schon glauben, die Welt bestehe nur aus hysterischen Bräuten. Bräute, die schon mit 16 wissen, wie ihr großer Tag aussehen soll, die ihre Weddingplanners, Floristen, Cateringservices und zukünftigen Ehemänner rasend und wetternd in Harnisch bringen und die nicht ruhen, bevor jedes, aber auch wirklich jedes Detail ihrer Hochzeit so geregelt ist, wie sie es wollen.
Aber was tun Leute, die ganz anders sind? Was tun Leute, die heiraten wollen, weil sie den Rest ihres Lebens mit ihrem Freund oder ihrer Freundin verbringen wollen, aber deshalb nicht gleich auf einer großen rosa Wolke schweben?
Sie gehen zu Weddingbelle in den Niederlanden. Schon vor Jahren hat Weddingbelle zickigen Hochzeiten den Kampf angesagt. Und das hat nicht nur mit den Hochzeitskleidern zu tun, die sich von den Modellen der meisten anderen Brautmodeläden unterscheiden, sondern auch mit der Geschäftsphilosophie.
„Gehen Sie in einen beliebigen Brautmodeladen in Holland“, sagt der Eigentümer von Weddingbelle, Eelco van der Bij. „Es beginnt schon einmal damit, dass sie dafür einen Termin brauchen. Sie können nicht einfach vorbeikommen, wenn sie Lust dazu haben. Das ist doch nicht mehr zeitgemäß!“ Van der Bij kritisiert auch die Kollektionen, die in anderen Brautmodeläden angeboten werden: „Sie arbeiten immer noch mit Bestellnummern. Und das bedeutet, dass jahrelang dieselben Kleider verkauft werden. Dadurch verliert das gekaufte Kleid nicht nur jede Exklusivität, sondern widersetzt man sich auch konsequent allen neuen Trends. Es ist wirklich an der Zeit, dass in dieser Branche ein frischer Wind weht.“
Und diesen frischen Wind möchte Weddingbelle verkörpern. Sobald man die Filiale in Arnhem betritt, merkt man, dass dieser Laden anders ist. Während in anderen Läden Totenstille herrscht und man zusammen mit der Verkäuferin die einzige lebende Seele im Raum ist, herrscht bei Weddingbelle emsiger Betrieb. Verkäuferinnen laufen hin und her, zukünftige Bräute versinken in den Regalen mit den Brautkleidern, Champagnerkorken knallen, aus den Lautsprechern ertönt Musik von Amy Winehouse und vor den Umkleidekabinen steht eine Reihe aufgeregter Damen.
Und es gibt noch einen großen Unterschied: Während in anderen Läden alle Kleider von der Verkäuferin zum Anprobieren ausgesucht werden, darf man bei Weddingbelle alles selbst anfassen. Mehr noch, das wird sogar erwartet. Marleen …, die Geschäftsführerin von Weddingbelle, erzählt: „Wer als Kunde zu Weddingbelle kommt, muss wirklich nicht ruhig in einer Ecke stehen und warten. Sie sehen, es herrscht hier Chaos, emsiger Betrieb. Die Verkäuferinnen und Schneiderinnen sind alle mit jemandem beschäftigt. Deshalb sollte man auch selbst in den Regalen nach dem passenden Kleid suchen. Natürlich stehen wir jederzeit bereit, um tatkräftig bei der Auswahl zu helfen. Die typische Kundin von Weddingbelle ist aber vor allem selbstbewusst. Sie weiß, was sie will und hat ihren eigenen Geschmack und Stil. Sie lässt sich nicht von ihrer Mutter, Schwiegermutter oder neidischen Freundin sagen, was schön ist. Sie entscheidet sich für das Kleid, das ihr selbst gefällt. Ob das nun ein Kleid in Giftgrün, ein sexy kurzes Hochzeitskleid oder ein elegantes Kleid in Weiß ist.“
Und es stimmt: Wenn man den Laden betritt, spürt man gleich die gemütliche Atmosphäre. Als zukünftige Braut sollte man allerdings keine Angst vor ein bisschen Rummel haben. Wer ungeduldig ist, wird es bei Weddingbelle nicht lange aushalten. Verkäuferin Petra: „Samstag Nachmittag kommen wir so richtig ins Schwitzen, haha! Kunden, die ein bisschen mehr Betreuung brauchen, sollten lieber nicht freitags oder samstags kommen, sondern an einem Dienstag oder Mittwoch Vormittag. An diesen Tagen haben wir meistens mehr Zeit für jeden einzelnen Kunden.“
Doch Weddingbelle profiliert sich nicht nur durch die Art und Weise des Verkaufs als Brautmodegeschäft der etwas anderen Art. Der wichtigste Aspekt ist vielleicht das Sortiment.
Denn eines muss klar gesagt werden: Verträumte Sisi-Kleider findet man bei Weddingbelle absolut nicht. Kundinnen von Weddingbelle sind keine Prinzessinnen sondern „Glamourgirls“, und die möchten in einem traditionellen, voluminösen weißen Kleid mit Reifröcken, Puffärmeln und allem Drum und Dran nicht einmal tot gefunden werden. Ein erster Blick durch den Laden verrät schnell, dass bei Weddingbelle enorm viele farbige Hochzeitskleider verkauft werden. Kleider in Champagner, Violett, Rosa, Rot, Grün und sogar in alternativen Farben wie Orange oder Schwarz. Und Weddingbelle geht noch einen Schritt weiter, um sich von anderen Brautmodeläden zu unterscheiden. Es ist das erste Geschäft mit einer eigenen Brautmodekollektion: Maid in Arnhem. Van der Bij: „Maid in Arnhem arbeitet schon seit einigen Jahren bei Weddingbelle und verkörpert eigentlich alles, was wir als Laden ausstrahlen möchten. Sie ist unser Maßstab, unsere Muse. Zusammen mit Marleen entwickelt sie eine eigene Kollektion mit hippen, schönen und leistbaren Hochzeits- und Festkleidern für Frauen, die sich mit der Atmosphäre, die andere Läden vermitteln, nicht identifizieren können. Die Kollektion ist fun und fashionable in jeder Hinsicht.“
Wenn ein einzelner Laden gegen den Strom schwimmt, ist es klar, dass er in der großen Masse auffällt. Nicht nur holländische Bräute ziehen en masse nach Arnhem, sondern auch deutsche Brautpaare haben den Laden in den letzten Monaten für sich entdeckt. Zukünftige Bräute aus Oberhausen, Düsseldorf, Emmerich und Essen kommen und kaufen ihr Hochzeitskleid bei Weddingbelle. Und das ist auch gar nicht so verrückt, denn Arnhem liegt gleich hinter der deutsch-niederländischen Grenze. In weniger als einer Stunde steht man vor der Tür und kann sich durch das Chaos der vielen Modeliebhaber drängeln. Und um ehrlich zu sein: Ist das nicht letztendlich auch das, was wir unter echtem Shopping verstehen…?
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Unsere glücklichen Pärchen, die bald heiraten:
Renate und Felix aus Kellen, wir denken an eure Hochzeit im sonnigen Ibiza und träumen uns dazu…
Jasmin und Phillip aus Viersen heiraten bald in einer Kapelle. Wir wünschen euch eine fabelhafte Hochzeit!
Verena und Albert aus Borken werden in Portugal heiraten, wo sie sich kennengelernt haben. Rrrromantisch!